Gestern veröffentlichte IAGS, die größte internationale Berufsvereinigung von Völkermordforschern, eine mit 83% verabschiedete Resolution, mit der die an der christlichen Bevölkerung des Osmanischen Reiches 1914-1923 begangenen Verbrechen als Völkermord qualifiziert werden. Zugleich fordert die IAGS-Resolution die Türkei dazu auf, „eine förmliche Entschuldigung zu verabschieden und umgehende und effektive Schritte zur Wiedergutmachung einzuleiten“. Eine vor zehn Jahren gefasste ähnliche Entschließung zum Völkermord an den Armeniern hatte sich als entscheidend für Beschlussfassungen nationaler Gesetzgeber zu diesem Einzelverbrechen erwiesen. Die Resolution umschreibt mit dem Sammelbegriff „Assyrer“ die Gesamtheit der syrischen bzw. aramäischsprachigen Glaubensgemeinschaften und mit „Griechen“ alle griechischen Bevölkerungen des Osmanischen Reiches (Pontos und Anatolien).

Aus Anlass der Veröffentlichung dieses Beschlusses erklärt die AGA: Wir begrüßen außerordentlich die Resolution der IAGS, die wir sowohl in wissenschaftlicher, wie menschenrechtlicher Hinsicht für wegweisend halten. Sie beendet eine kleinlich und unwürdig anmutende Debatte darüber, ob die an den Mitopfern der Armenier vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg begangenen Massaker und Deportationen ebenfalls einen Genozid bildeten, und sie eröffnet insbesondere der vergleichenden Völkermordforschung eine wichtige Perspektive. Erst durch die komparative Wahrnehmung aller Verbrechen wird es möglich sein, die wahre Dimension der in der letzten Dekade osmanischer Herrschaft verübten Staatsverbrechen zu erfassen und dabei auch die Besonderheiten und Gemeinsamkeiten zu erkennen.

Nachfolgend veröffentlichen wir die Presseerklärung und Resolution der IAGS sowie Anmerkungen dazu:

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