Täterverehrung: Mehmet Cemal Azmi Bey
(7. Juli 1914 – 2. Februar 1917 Gouverneur von Trabzon)
Cemal Azmi Bey wird wegen seiner grausamen Handlungen insbesondere an armenischen Kindern auch als „Der Schlächter von Trabzon“ (im türk: „Trabzon Celladı“ – „der Henker von Trabzon“) bezeichnet. Während seiner Amtszeit wurden Kinder und junge Frauen, oft nach Misshandlungen und sexuellem Missbrauch, auf Anweisung Cemal Azmis von Trabzon aus massenweise im Meer ertränkt. Der Gouverneur machte nicht nur seinen Vorgesetzten in der Hauptstadt Konstantinopel ausgesucht hübsche junge Armenierinnen zum Geschenk, „sondern holte sich nach dem Zeugnis des türkischen Warenhändlers Mehmet Ali, auch 15 junge Armenierinnen aus dem Krankenhaus des Roten Halbmonds der Stadt, wo der Gouverneur auch sonst ‚seine Wollust und sexuelle Gier befriedigte‘, wie Zollinspektor Besim nach dem Krieg zu Protokoll gab.“ (1)
Cemal Azmi war 1915 und 1916 für die Rekrutierung irregulärer Totschläger und für Angriffe auf griechische Dörfer sowie die Deportation von Griechen ins Landesinnere verantwortlich. Im so genannten „Trabzon-Verfahren“ wurde er wegen Massaker und Plünderungen von einem osmanischen Kriegsgerichtshof am 22. Mai 1919 nach Art. 170 („bewaffneter oder unbewaffneter offener Übergriff und gemeinsame Plünderung“) sowie 171 („vorsätzliche Ermordung“) in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Er floh mit den anderen Führern des Ittihat ve Terakki ins Ausland. Am 17. April 1922 wurde er mit Dr. Bahaddin Şakir in Berlin getötet. Vor seinem Tod brüstete er sich noch vor einem jungen Armenier, der sich in Berlin unter türkischer Identität mit Cemal Azmis Sohn befreundet hatte: „Unter den schönsten armenischen Mädchen im Alter von zehn bis 13 Jahren wählte ich mir einige aus und schenkte sie meinem Sohn [der damals 14 Jahre alt war]; die anderen ließ ich im Meer ertränken.“ (2)
Cemal Azmis Grab befindet sich in Berlin-Neukölln.
Aus „Ekşi Sözlük“:
(?-1922) Der als „Mutasarrif – Bezirksstatthalter – mit dem Stock“ bekannte Ittihatist wurde Anfang 1915 zum Gouverneur von Trabzon und Vorsitzenden des Örtlichen Gerichts befördert. Mit Yenibahceli Nail, einem ZK-Mitglied der Ittihat ve Terakki, befehligte er die Vernichtung der Armenier in der zweitwichtigsten Zentrale nach Erzurum. Wegen seiner Vergehen wurde er 1919 vom Kriegsgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt.Cürüksulu Mahmud Pasa, der zweifach Verteidigungsminister war, hat in seiner Rede vor dem Parlament am 2. Dezember 1918 Cemal Azmi für die Vernichtung der Armenier in Trabzon für schuldig erklärt. Ihm zufolge bekam Azmiseine Befehle vom Zentralkomitee der Ittihat ve Terakki (3). Der Abgeordnete von Trabzon, Hafiz Mehmet, äußerte am 11. Dezember 1918 seinen Scham darüber wie folgt: „Allah wird uns verdammen. Die Sache ist klar und kann nicht geleugnet werden. Ich bezeuge armenische Fälle in Ordu (damals zugehörig zu Trabzon). Unter dem Vorwand ihrer Verschickung nach Samsun hat der Mutasarrif die Armenier in Boote gesetzt und ins Meer geschüttet. Ich hörte davon, dass er das im ganzen Wilayet vollbrachte. Ich war jedoch mit meiner Anzeige gegen sie in Istanbul, wo ich nach Ankunft sofort tätig wurde, nicht erfolgreich.“ (4)
Ein Zeugenbericht über die Tötung im Meer bezüglich der Verschickungstode wird am Gericht vom 3. April 1919 in der 4. Sitzung erstattet: Die Zeugin sagt aus: „Cemal Azmi Bey gab den Gendarmen den Befehl, die Männer zu sammeln und in Booten nach Kumkale zu bringen, und diese wurden währenddessen teils durch Schüsse und teils durch Auschüttung ins Meer vernichtet.“ (5)
Der Händler Hüseyin aus Ordu bestätigt in der 16. Sizung am 5. Mai 1919, dass zwei Boote voller Männer, Frauen und Kinder auf Befehl von Cemal Azmi unter dem Vorwand der Verschickung 1915 ins Meer geschüttet wurden. Die Boote, die nach Samsun ausliefen, seien nach zwei Stunden leer zurück gekommen und kurze Zeit später seien die Leichen angeschwemmt worden. (6)
Der in Abwesenheit ausgesprochenen Todesstrafe gegen Nail und Cemal Azmi liegt die Bestätigung dieser Verbrechen zugrunde: „… vernichtet, indem sie sie ins Meer geschüttethaben…“ (7)
Liman von Sanders berichtet in seinen „geheimen“ Berichten nach Deutschland von solchen Tötungen in Trabzon. Er denkt, dass die Schergen in Trabzon diese „bestialischen Verbrechen“ der Vernichtung „lange Zeiten zuvor geplant haben“. (8)
Auf der selben Sitzung am 5. Mai 1919 äußerte sich Avni Pascha, Kommandant von Lasien – Lazistan – dahingehend, dass nicht die unter seinem Befehl stehende Sonderorganisation mit der Vernichtung zu tun hat, sondern dass es eine gesonderte Schergeneinheit in der Geheimpolizei gab, die unter Cemal Azmi Beys Befehl stand.“ (9)
Der Polizeipräsident von Trabzon, Nuri, bezeugt am 10. April 1919, dass Cemal Azmi „5 bis 6 armenische Mädchen“ als Geschenk an die Ittihat-Mitglieder geschickt hat. Der Zollbeauftragte Besim berichtet am 5. Mai darüber, dass während der Deportation das Krankenhaus vom Roten Halbmond “eine Stätte der sexuellen Befriedigung des Gouverneurs” geworden sei. An der Sitzung am 12. April bestätigt der Händler Mehmet, dass das Gebäude des Roten Halbmonds eine “Vergewaltigungsstätte von armenischen Mädchen” geworden war und behauptet, dass Cemal Azmi zur persönlichen Befriedigung 15 armenischen Mädchen dort festgehalten habe. (10)
…
Zum Zeitpunkt der Verhandlungen befand sich Cemal Azmi schon längst in Berlin. Als man ihm im Freundeskreis über die Verhandlungen zu den Tötungen im Meer berichtete, sagte er lauthals lachend: „Dieses Jahr wird es dank der Ertrunkenen mehr Fische geben als zuvor.“ (11)
Dieser Ittihatist, der sein Schicksal mit dem des Politbüros verband, wurde ein Jahr nach der Tötung von Talat Pascha von einem armenischen Rächer (Arschawir Schirakjan, der wegen dessen Rolle auch den Sait Halim Pascha 1921 auf der Krim ermordete) in Berlin getötet. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich dort auch Cemal Azmis Frau, die Frau des Talat Pascha, Hayriye, seine Mutter, seine Tochter, Dr. Bahaettin Sakir (auch er war ein Ziel des Attentats und wurde getötet) und dessen Frau. (12)
Cemal Azmi Bey Grundschule
Die Cemal Azmi Bey Grundschule befindet sich in Trabzon-Arsin, im Dorf Kuzguncuk.
Cemal Azmi Bey İlköğretim Okulu, Trabzon
Aus der Internet-Seite der Schule:
CEMAL AZMI BEY
Er wurde 1868 in Arapkir geboren. 1891 beendete er die Hochschule der Politischen Wissenschaften.
Nachdem er in unterschiedlichen Provinzen als Mutasarrif und Wali (Gouverneur) tätig war, wurde er 1914 der Gouverneur von Trabzon.
Er ist ein Staatsmann, der 1914-1919 Gouverneur von Trabzon war. Während seiner Amtszeit hat er in folgenden Angelegenheiten vorzügliche Dienste geleistet: Die Stadt Trabzon mit einer Million Einwohnern zu ernähren, zugleich die Ernährung und zeitnahe Versorgung der Dritten. Armee zu sichern, den Beschuss der Stadt durch die russische Marine abzuwehren, die wehrlose Bevölkerung vor den armenischen zu schützen.
Cemal Azmi Bey wendete das von der Osmanischen Regierung am 27. Mai 1915 erlassene Deportationsgesetz an und schickte die Armenier in das Landesinnere. Nach Beendigung des Kriegs haben armenische Komitees an zahlreichen Staatsmännern, die sie für die Deportationen verantwortlich hielten, Attentate verübt; so wurde am 17. April 1922 Wali Cemal Azmi Bey in Berlin zum Märtyrer.
Ruhe seiner Seele.
(1) | Gust, Wolfgang: Der Völkermord an den Armeniern: Die Tragödie des ältesten Christenvolks der Welt. (München, Wien: 1993), S. 44 |
(2) | Dadrian, Vahakn N.: Children as victims in genocide: the Armenian case. “Journal of Genocide Research”, 2003, 5(3), September, S. 425 |
(3) | meclisi mebusan zabıt ceridesi, 2 aralık 1918, s. 148. Parlamentsprotokoll vom 02.12.1918 |
(4) | meclisi mebusan zabıt ceridesi, 11 aralık 1918, s. 299. Parlamentsprotokoll vom 11.12.1918 |
(5) | alemdar, 4 nisan 1919. |
(6) | hadisat, 7 mayıs 1919; Renaissance, 6 mayıs 1919. |
(7) | takvim-i vekayi, no. 3616,S.1, 6 ağustos 1919. karar 22 mayıs 1919’da açıklanmıştı. |
(8) | Alman dışişleri arşivi, PA/AA [Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (Deutschland)], Akte Türkei 183/38, a28189 r14087,. Bericht vom 09.07.1915 |
(9) | alemdar, 6 mayıs 1919. |
(10) | Dadrian, Vahakn N. (1991): „The documentation of the World War I Armenian massacres in the proceedings of the Turkish military tribunal“, International Journal of Middle East Studies 23(4): 574, Fußnote 56. |
(11) | Arşavir Şıracıyan [d.i. Schirakjan] (1965): Ktakn er nahataknerow [şehitlerin tanıklığı], Beyrut, S. 262-264. Englische Übersetzung: Shirakyan, Arshavir:The Legacy: Memoirs of an Armenian patriot, Boston 1976, S. 156-57. |
(12) | Şıracıyan’ın üstteki notta aktarılan anıları, türkçe’ye „bir ermeni teröristin itirafları“ başlığı ile çevrilmiştir (1997, kastaş yayınları). „Geständnisse eines armenischen Terroristen“ (babaerenler, 20.04.2008 14:57 ~ 15:02) , 20.04.2008 14:57 ~ 15:02) |