SOLIDARITÄTSGRUPPE TURABDIN UND NORDIRAK

In einer Stellungnahme zur „aktuellen Situation des Klosters Mor Gabriel“ heißt es am 19.2.2011:

Kloster Mor Gabriel im Turabdin in Bedrängnis

Das Leitungsteam der „Solidaritätsgruppe Turabdin und Nordirak“ und die Teilnehmer der 19. Jahrestagung (im Februar 2011 in Nürnberg) sind zutiefst betroffen über die gegenwärtige Situation des Klosters Mor Gabriel im Turabdin im Südosten der Türkei. Am Mittwoch, 26. Januar 2011 entschied der Kassationsgerichtshof in Ankara, dass das staatliche Schatzamt in Midyat 12 Parzellen Land (24 Hektar) des Klosters zugesprochen erhält, obwohl das Kloster durch Urkunden nachweisen konnte, dass dieses Gelände zu seinem Eigentum gehört. Das Kloster hat gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.

Wir machen uns große Sorgen, dass die am 26. Januar 2011 begonnene Enteignung des Klosters Mor Gabriel fortgesetzt werden kann, weil noch weitere Gerichtsverhandlungen folgen werden. Das „Forstamt“ in Midyat* und die drei Bürgermeister aus den Nachbargemeinden des Klosters haben gerichtlich ebenfalls Ansprüche auf Teile des klösterlichen Besitzes angemeldet, die die genannten als ihr Eigentum ausgeben. Außerdem soll der Vorsitzende der „Stiftung“ des Klosters Mor Gabriel bestraft werden, weil das Kloster in den 90’er Jahren eine hohe Mauer auf angeblich nicht-klösterlichem Gebiet errichten ließ.

Mit diesen Maßnahmen soll die religiöse Bedeutung des Klosters Mor Gabriel verändert und das Kloster zu einem „Museum“ umgewidmet werden. Mor Gabriel ist eines der ältesten Klöster der Christenheit (gegründet 397). Seit Jahrhunderten ist es ein geistliches Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche. Zugleich ist es heute für viele Menschen in der Türkei und aus dem Ausland ein wichtiger religiöser und touristischer Anziehungspunkt.

Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen vor dem Amtsgericht in Midyat und vor dem Kassationsgericht in Ankara, so das Leitungsteam der „Solidaritätsgruppe“, rühren an grundsätzliche Fragen der Christen in der Türkei. Die Mehrheit der christlichen Dörfer des Turabdin kämpft mit den gleichen Problemen. Es geht bei dieser Auseinandersetzung nicht in erster Linie um Ländereien, sondern um die Existenz der syrischen Christen in der Türkei und um ihre Rechte als nicht- muslimische Minderheit.

Verantwortliche der „Solidaritätsgruppe“ und Teilnehmer der Jahrestagung 2011 bitten Kirchen und Politiker sehr eindringlich, gegen diese Entscheidung beim Türkischen Staat zu protestieren und sich für die Erhaltung des Klosters Mor Gabriel als geistliches Zentrum der syrischen Christen einzusetzen. Von Seiten des Türkischen Staates muss den syrischen Christen die Freiheit zur Religionsausübung gewährt werden. Dies schließt ihre Anerkennung als eine nicht-muslimische Minderheit nach dem Lausanner Vertrag von 1923 ein.

Leitungsteam der „Solidaritätsgruppe Turabdin und Nordirak“ Janet Abraham, München – Rudolf Bausch, Stuttgart – Horst Oberkampf, Bad Saulgau – Thomas Prieto Peral, München – Dr. Shabo Talay, Erlangen – Ernst Ludwig Vatter, Stuttgart

Ansprechpartnerin: Frau Janet Abraham, München – Tel.: 0171-6774105
Email: Janet Abraham (BarAbraham@web.de)

*Anmerkung aus aktuellem Anlaß: In der letzten Mitteilung des Klosters Mor Gabriel hieß es am 20.2.2011, dass das Höchste Gericht in Ankara im Fall „Forstamt“, im sog. Waldverfahren gegen das Kloster Mor Gabriel und für das Forstamt entschieden hat. Dem „Forstamt in Midyat“ werden aus dem Eigentum des Klosters 27,6 ha Land innerhalb und außerhalb der Klostermauer zugesprochen.

Anliegen und Hintergrund der „Solidaritätsgruppe Turabdin und Nordirak“:

Als Christen unterschiedlicher Konfessionen unterstützen wir unsere Glaubensgeschwister im Turabdin und im Nordirak in ihrem Bestreben, eine bleibende Heimat in ihren traditionellen Siedlungsgebieten zu haben.

Dies tun wir durch Besuche, Hilfsprojekte, Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Artikel, Bücher, Briefe usw.), durch Kontakte zu Kirchenleitungen und politischen Entscheidungsträgern, Menschenrechtsarbeit und die Durchführung einer Jahrestagung.

Finanziell getragen wird unsere Arbeit durch Spenden und durch Zuwendungen der Evang. Kirchen in Bayern (München) und Württemberg (Stuttgart). Weitere Informationen: www.nordirak-turabdin.info

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