KINDER IM GENOZID – GENOZID UND KINDER
Kinder gelten in allen Kulturen als Hoffnungsträger und Garanten für das kollektive Überleben. Wir alle hoffen, dass es unseren Kindern besser als uns gehen wird und dass sie als Erwachsene erfolgreicher als wir ihr Leben meistern und die Probleme unserer Gesellschaft lösen werden. In der Wirklichkeit aber fallen Kinder massenhaft dem größten Verbrechen der Menschheit zum Opfer: dem Völkermord. Kinder bilden eine besonders wehr- und hilflose Gruppe. Sie werden entrechtet, gequält, vergewaltigt, verstümmelt, ermordet, als Sklaven und Prostituierte verschleppt. Sie sind zugleich Opfer spezifischer Verbrechen. Aus gutem Grund betrachtet die UN-Völkermordkonvention die Kindeswegnahme als eines der fünf als Genozid definierten Verbrechen. Doch die Erfahrung kollektiver Massengewalt machte und macht Kinder auch zu Tätern bzw. Kindersoldaten – nicht nur im Kongo und Ruanda!
Zusammen mit der Armenischen Kirchen- und Kulturgemeinde Berlin e.V. hat die Arbeitsgruppe Anerkennung ein interkulturelles Informations- und Gedenkprogramm erarbeitet, in dessen Mittelpunkt das Schicksal von Kindern im Völkermord wie auch die Information über Völkermord für Kinder und Jugendliche stehen soll. Ausgehend von historischen Beispielen des 20. Jh.s – dem Völkermord an den Christen des Osmanischen Reiches (Armenier, Aramäer/Assyrer, Griechen), der Vernichtung der Juden Europas sowie dem Genozid in Ruanda (1994) – fragen wir: Was bedeutet für Kinder und Jugendliche die gewaltsame Trennung, von ihren Eltern – oft für immer – und der Verlust ihrer gewohnten Schutzpersonen? Was bedeutet die frühe Erfahrung von Gewalt, Erniedrigung und Ohnmacht für die Kinder sowohl von Opfergruppen, als auch der Gewalt ausübenden Gruppen? Wie können wir verhindern, dass Kinder zu Opfern werden? Wie sprechen wir mit Kindern über Gewalterfahrungen der eigenen Familie, der eigenen Gruppe? Was können wir heute und hier in Berlin tun, um gruppenbezogener Gewalt, Massengewalt oder gar Völkermord vorzubeugen? Und: Wie können wir das gemeinsam mit unseren Kindern tun?
Programm:
Samstag, den 26. April 2008, 15:00 – 17:30 Uhr: „Ich wollte nicht nach England – ich wollte lieber in den Zoo!“ Interkultureller Workshop für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren (bis zu 30 Teilnehmer). Leitung und Konzeption: Ruth L. Barnett, Tessa Hofmann
Ort: Rathaus Schöneberg, 1. Obergeschoss, Dominicus-Raum (Saal 1108)
Voranmeldung erbeten: info@aga-online.org oder Tel. 030/ 8516409
Samstag, den 26. April 2008, 19:30 Uhr: Das vorzeitige Ende der Kindheit – Kinder im Genozid: Gedenk- und Informationsveranstaltung: Grußwort der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft; Kurzvorträge, Erfahrungsberichte, Lesungen, Theater (aufgeführt von der Kinder-Theatergruppe der Armenischen Kirchen- und Kulturgemeinde Berlin)
Ort: Rathaus Schöneberg, 1. Obergeschoss, Goldener Saal (Raum 1102)
Sonntag, den 27. April 2008, 10:30-13:00 Uhr: Paschas, Rächer und Flüchtlinge: Auf den Spuren osmanisch/türkischer, armenischer, jüdischer und deutscher Geschichte(n): Historische Stadtrundfahrt (mit Bus) durch Berlin-Charlottenburg, geführt von Doğan Akhanlı (Raphael Lemkin-Bibliothek, Köln) und Tessa Hofmann
Abfahrt: Doppeldecker-Bus der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) Ecke Ernst-Reuter-Platz/Bismarckstraße (rechte Seite der Bismarckstr.)
Voranmeldung erbeten: info@aga-online.org oder Tel. 030/8516409
Sonntag, den 27. April 2008, 15:00 bis 17:30 Uhr: „Am Morgen töteten sie meine Mutter!“: Interkultureller Workshop für Erwachsene (bis zu 30 Teilnehmer) Leitung und Konzeption: Ruth Barnett, Tessa Hofmann
Ort: Rathaus Schöneberg, 1. Obergeschoss, Dominicus-Raum (Saal 1108)
Voranmeldung erbeten: info@aga-online.org oder Tel. 030/816409
Veranstaltungsort: Die Workshops sowie die Abendveranstaltung finden im Rathaus Schöneberg, John F. Kennedyplatz 1, Erstes Obergeschoss, 10825 Berlin-Schöneberg, statt.
Verkehrsverbindung: U-Bahn: U4, U7 (mit Fußweg); Bus: M46, 104
Alle Veranstaltungen werden gefördert von der:
Downloads:
Fotos (Ibrahim Coskun) von der Abendveranstaltung „Das vorzeitige Ende der Kindheit – Kinder im Genozid“ am 26.04. sowie der historischen Stadtrundfahrt „Pascha, Rächer und Flüchtlinge“ am 27.04.2008: