„Berliner Forum für Menschenrechte und Minderheitenschutz“ Gründungserklärung
Nach der Ermordung Hrant Dinks am 19. Januar 2007 fand in der türkischen Gesellschaft ein Bruch statt. Der Streit zwischen der nationalistischen Mehrheit und jener Gesellschaftsschicht, die Veränderungen, Demokratie und international anerkannte Rechtsstandards wünscht, nahm eine neue Dimension an. Angriffe auf die Andersdenkenden und die Minderheiten, die zu den „Anderen“ gehören, nahmen zu. Gleichzeitig entwickelte sich aber auch eine Welle der Reaktionen und es wurde erstmalig in der Geschichte der Türkei die Beleidigung von Armeniern als eine Straftat anerkannt.

Die systematische Vernichtung und Vertreibung von ethnischen und politischen Gruppen sind in der Türkei geschichtlich verankert und haben dazu geführt, dass aus Mehrheiten Minderheiten wurden. Der nationalistische Staatsapparat schürt heute noch den Hass und die Bereitschaft zu weiteren Morden sowie jeder Art von Gewalt gegen diejenigen, die seinem türkisch-islamischen Weltbild nicht entsprechen. Folglich ist die Zahl der nicht-islamischen Bevölkerungsgruppen stark gesunken. Die Aleviten und Kurden, die dem türkisch-islamischen Bild ebenfalls nicht passen, werden weiterhin unterdrückt, obwohl die Kurden die zweitgrößte Ethnie in der Türkei und die Aleviten die zweitgrößte Religionsgemeinschaft des Landes darstellen.

Wir Berlinerinnen und Berliner aramäischer/assyrischer, armenischer, griechischer, kurdischer, türkischer und deutscher Herkunft haben uns zusammengefunden, um unseren Beitrag zu einer Entwicklung zum Besseren zu leisten. Uns verbindet nicht nur eine gemeinsame Geschichte, die voller Tragödien ist, sondern auch unser Wille, gemeinsame Schritte zu unternehmen, um die Sprache des Friedens und der Völkerverständigung zu sprechen.

Wir sind der festen Überzeugung, dass wir es mit Akzeptanz unserer Verschiedenheiten, der Förderung unserer Vielfalt und dem solidarischen Umgang miteinander schaffen können, mögliche Konflikte zu überwinden, unsere gemeinsame Geschichte aufzuarbeiten und eine Plattform der kritischen Debatte und sachlichen Auseinandersetzung zu schaffen.

Im Geist dieser Gemeinsamkeit wollen wir weiterarbeiten. Unsere Gemeinsamkeit finden wir auch in unseren Zielen: Menschenrechte, Anerkennung, Gleichberechtigung, Antidiskriminierung, Demokratisierung, Gerechtigkeit, eine in jeder Hinsicht verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit der Geschichte. Wir wollen dazu beitragen, dass die Rechte durch politische Auseinandersetzung durchgesetzt werden und nicht durch Waffengewalt.

Unser Motto soll das der Hrant-Dink-Gedenkfeiern bleiben:

  • Die Vergangenheit aufarbeiten, um Zukunft zu gewinnen!
  • Gemeinsam Minderheiten schützen und Menschenrechte verteidigen!

Berlin, den 27. März 2008

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