Am 29. Juni 2012 verstarb im Alter von nur 35 Jahren der armenische Militärarzt Wahe Awetjan an den Folgen brutaler Schläge, die ihm und zwei weiteren Kollegen am 17. Juni von den Leibwächtern des Abgeordneten Ruben Hajrapetjan (Spitzname: „Nemez Rubo“ – „Rubo, der Deutsche“) in einem Restaurant beigebracht wurden. Ein weiteres Opfer dieser Prügelei, der Arzt Gagik Soromonjan, musste mit einem schweren Schädeltrauma hospitalisiert werden.

Die Schlägerei ereignete sich in dem Jerewaner Nobelrestaurant „Harsnakar“, das dem Oligarchen und Abgeordneten R. Hajrapetjan gehört; er gehört der regierenden „Republikanischen Partei“ an. Hajrapetjan ist darüber hinaus Besitzer einer Mineralwisser-Gesellschaft, einer Bank sowie eines Hotels; des Weiteren ist er Präsident der Fußballvereinigung Armenien. Sein Leibwächter Garik Markarjan hat zusammen mit drei Mittätern die Ärzte zusammengeschlagen und dabei Awetjan tödliche Verletzungen beigebracht.

Obwohl die Täter festgenommen wurden, erregt der Vorfall die armenische Öffentlichkeit weiterhin stark. Denn in der Vergangenheit sind Leibwächter oder Mitarbeiter von Oligarchen allzu oft straffrei oder mit nur geringen Strafen davon gekommen. Die mafiaartige Verflechtung von politischer und wirtschaftlicher Macht in postsowjetischen Staaten führt auch in Armenien zu rechtsfreien Räumen, in denen sich die Handlanger lokaler und regionaler Potentaten der rechtlichen Verantwortung immer wieder entziehen konnten. Unter dem Slogan „Ich bin Wahe Awetjan!“ protestierten in Armenien Hunderte von Bürger, darunter prominente Menschenrechtsaktivisten. Auf den Artikel „Sommermeditationen“ Vaclav Havels gestützt, erinnerte der ehemalige armenische Außenminister Wardan Oskanjan daran, dass jedes Volk die Politiker bekomme, die es verdient, dass aber auch umgekehrt die Politiker die jeweilige Gesellschaft widerspiegeln (http://www.yerkir.am/en/news/28127.htm).

Studenten armenischer Staatszugehörigkeit haben in Berlin eine Protestkundgebung vor der armenischen Vertretung angemeldet, um ihre Trauer um den Ermordeten und ihre Solidarität mit seinen Angehörigen zum Ausdruck zu bringen, aber auch ihren Protest gegen das gesetzlose Treiben von Oligarchen. Während der Kundgebung wird eine Erklärung verlesen und der Botschaft überreicht. Parallel dazu läuft im Raum Frankfurt/Main eine an die FIFA adressierte Unterschriftensammlung, die die Absetzung Hajrapetjans als Präsident der armenischen Fußballvereinigung fordert.

In Solidarität mit der armenischen zivilgesellschaftlichen Bewegung für einen Rechtstaat rufen wir zur Teilnahme an der Berliner Protest- und Trauerkundgebung auf und bitten die Teilnehmer, nach dem Vorbild der zivil- und menschenrechtlichen Kundgebungen in Armenien Kerzen und Poster mit der Aufschrift Ich bin Wahe Awetjan! mitzubringen.

Links:

http://asbarez.com/103973/beating-victim-vahe-avetyan-remembered/
http://www.tert.am/en/news/2012/07/04/yert-aj/

Unterschriftensammlung:

https://www.change.org/en-AU/petitions/uefa-and-fifa-administration-resignation-of-ruben-hayrapetyan

Die Ansprache Dr. Gerayer Koutcharian vor der armenischen Botschaft in Berlin
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Berlin-Charlottenburg, 8. Juli 2012: „Ich bin Wahe Awetjan!“ – Protest- und Trauerkundgebung vor der Botschaft der Republik Armenien