Die Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. und das Dersim 38 Zentrum e.V. laden zu einer Kunstausstellung mit Rahmenprogramm im Haus der Demokratie und Menschenrechte (Berlin-Mitte) ein.

DERSIM:
Schmerzen der Vergangenheit, Sorgen der Gegenwart, Hoffnungen auf Zukunft

Gemäldeausstellung von Safiye Akgündüz und Rıza Topal
Schirmherr: Dr. Christian Hanke, Bezirksbürgermeister Berlin-Mitte

Veranstalter:

Arbeitsgruppe Anerkennung – gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V.
Dersim 38 Zentrum e.V.
Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

Veranstaltungstermin: 29. April 2011 – 27. Mai 2011

Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Robert Havemann-Saal, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin-Mitte

Mit dieser Ausstellung wollen wir erneut an die Vergangenheit und Gegenwartslage der ostanatolischen Region Dersim (heute Tunceli) erinnern und zu Interventionen „in letzter Minute“ anregen. Die Einwohner Dersims wurden 1937/38 Opfer eines systematisch vorbereiteten und von der türkischen Armee durchgeführten Vernichtungsversuchs, die in der internationalen Literatur – soweit sie dieses Verbrechen überhaupt aufgreift – als Binnenkolonialisierung im Zuge der Modernisierung der Republik Türkei, aber auch als Genozid bezeichnet wurde. Auf Zazaki, der iranischen Mehrheitssprache der Region, spricht man von tertele (Vernichtung). Der derzeitige türkische Regierungschef qualifizierte 2009 dieses größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Geschichte der Republik öffentlich als „katlıyam“ („Tötung“, „Massaker“). Zu Entschuldigungen oder gar Entschädigungen für die Nachfahren der Opfer, die bei Massakern (1937/38) oder Deportationen (1938, 1992-1994) umkamen, hat diese Einsicht bis heute nicht geführt.

Doch auch aktuelle Probleme bedrohen Dersim als Lebensraum – nicht nur seine Menschen, sondern auch seine einzigartige Flora und Fauna. Das Munzur-Staudamm-Projekt mitten im Nationalpark des Munzur-Gebirges sieht elf Staudämme und die erneute Zwangsumsiedlung von Tausenden aus den gefluteten Gebieten vor. Die Idee, große Teile des „Unruhegebiets“ Dersim durch Stauseen „unter Wasser verschwinden“ zu lassen, reicht bis in das Jahr 1875 zurück. Derzeit befindet sich das Dammprojekte in seiner letzten Bauphase.

Weit weniger bekannt als die Gefährdung der Natur Dersims sind die akute Bedrohung seiner Kultur. Bis heute haben die politischen Entscheidungsträger der Türkei nicht die geringsten Anstrengungen unternommen, der Sprache Zazaki besonderen Schutz angedeihen zu lassen, obwohl der UNESCO Bericht für 2009 Zazaki zu den aussterbenden Sprachen zählt. In Folge eines 70 Jahre währenden Ethnozids ist auch die mündliche Kultur der Dersimer Kizilbaschen/Aleviten vom Untergang bedroht und damit ein einzigartiges Kulturerbe an der Schnittstelle zwischen indigenen iranischen und kleinasiatischen Kulturen.

Ausstellung:
Die aus Dersim stammenden und in Berlin lebenden Maler Safiye Akgündüz (geb. 1964) und Riza Topal (geb. 1934) repräsentieren unterschiedliche Generationen der Dersimer Diaspora. Das Werk R. Topals zeigt eine bemerkenswerte Vielfalt an Stilen, Techniken, und Sujets: unter anderem Stillleben, Landschaftsbilder, abstrakte Kompositionen in Öl, Pastell, Radierungen und Gouachen (http://www.rizatopal.de/09). Die Künstlerin Safiye Akgündüz (geb. 1964) erzählt in farbintensiven, vordergründig „naiven“ Bildern vom Alltag und den Traditionen ihrer Heimat (http://www.safiyeakgündüz.de/08).

Rahmenprogramm

– Freitag, 29. April 2011, 19:00 Uhr: Vernissage: Grußwort des Schirmherren Dr. Christian Hanke (Bezirksbürgermeister Berlin-Mitte) – Annäherung an Dersim (Einführungsreferat) * Vorstellung und Grußworte der Künstler * Musikalische Umrahmung: Kemal Kahraman

– Freitag, 20. Mai 2011, 19:00 Uhr: Im Reich des Schlangenkönigs: Die Erzähl- und Liedkultur der Dersimer Kizilbaschen (Vortrag mit Lesung von Kemal Kahraman, Berlin)

– Sonntag, 29. Mai 2011, 19:00 Uhr: Finissage: Umwelt- und Naturschutz in Dersim: eine Perspektive? (Referent: Cengiz Seyfi, Dersim 38 Zentrum e.V.) * „Dersim Literarisch“: Lesung aus dem historischen Roman von Haydar Isik Die Vernichtung von Dersim (dt. 2002) sowie dem Kriminalroman Paragraf 301 (2008) von Wilfried Eggers

Anfahrt:
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin

Telefon: 030.2043506, Fax 030.2041263
E-Mail: kontakt[at]hausderdemokratie.de

Sie erreichen das Haus der Demokratie und Menschenrechte vom S-, U- und Regionalbahnhof Alexanderplatz aus – mit der Tramlinie M4 sowie den Buslinien 142 und 200. Haltestelle ist jeweils „Am Friedrichshain“.
Bürozeiten der Verwaltung: werktags, 10.00 bis 17.00 Uhr

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