Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,

Sehr geehrte Frau Steinbach,

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck,

Sehr geehrter Herr Löning,

wir appellieren an Sie anlässlich der für Minderheiten besonders prekären Situation im bürgerkriegsgeschüttelten Syrien.

Aus der vergleichenden Genozidforschung wissen wir, dass Konstellationen wie Bürgerkrieg, politische Übergangsphasen, das Fehlen oder die Schwäche demokratischer Strukturen sowie die Internationalisierung von Konflikten eine besondere Gefährdung für Minderheiten bergen, Opfer von Massengewalt der Mehrheiten und von Verbrechen gegen die Menschheit zu werden.

Eine derartige Situation ist aktuell in Syrien gegeben. Der sehr kompetente Nahostexperte Robert Fisk titelte seinen heutigen Artikel im „Independent“ mit den Worten: „Für Minderheiten ist selbst Neutralität unsicher!“ Fisk vergleicht die Lage der palästinensischen Flüchtlinge in Syrien sowie der christlichen Bürger des Landes mit einer Position neben einem Vulkan. Der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo S.J., schilderte unlängst die weit verbreitete Furcht seiner Glaubensbrüder vor Angriffen auf die christlichen Viertel Aleppos.

Soeben erreicht uns aus armenischen Medien die Nachricht, dass sich die Kämpfe auf die armenischen Viertel Aleppos ausgeweitet haben.

Ein Kämpfer gegen das Assad-Regime posiert mit Kreuz und Priestergewand vor einer geplünderten Kirche in der Stadt Homs
Ein Kämpfer gegen das Assad-Regime posiert mit Kreuz und Priestergewand vor einer geplünderten Kirche in der Stadt Homs
Die geplünderte melkitische griechisch-katholische Kathedrale Saydet Salama in Homs
Die geplünderte melkitische griechisch-katholische Kathedrale Saydet Salama in Homs

Der Anteil von Christen in Syrien wird nach unterschiedlichen Quellen auf 10 bis 11% der Bevölkerung bzw. insgesamt 1,5 bis 2 Millionen geschätzt, davon die meisten in Aleppo lebend, der größten Stadt Syriens. Von dort erreichen uns in Telefonaten angsterfüllte Schilderungen; insbesondere Christinnen wagen sich schon seit längerem nicht mehr auf die Straße. Die Christen Syriens verweisen auf den wachsenden Anteil ausländischer muslimischer Söldner bzw. religiöser Fanatiker (Salafisten, Al Kaida-Anhänger) unter den Kämpfern gegen das Assad-Regime.

Das indigene Christentum verliert seit dem Irak-Krieg kontinuierlich seine angestammte Heimat im Nahen Osten, ohne dass es zu nennenswerten humanitären Interventionen internationaler Körperschaften oder einzelner Staaten gekommen wäre. Angesichts der bevorstehenden Wiederholung derartiger Erfahrungen in Syrien – möglicherweise sogar deren Steigerung – appellieren wir an Sie, christliche Flüchtlinge aus Syrien als Kontingentflüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen und namentlich der bedrängten christlichen Bevölkerung Aleppos Fluchtalternativen zur Türkei zu bieten. Diese steht vielmehr in Gefahr, im anrainenden Gebiet von Hatay (Kilikien) selbst von einem Konflikt zwischen Kurden und Türken bzw. Aleviten und Sunniten erfasst zu werden, ganz abgesehen von einer drohenden Militärintervention des sunnitisch-islamistisch geführten türkischen Staates.

Bevor es also wieder einmal zu spät ist, erbitten Ihre proaktive humanitäre Intervention!

Ihrer Antwort sehr gern entgegensehend und mit freundlichen Grüßen

Arbeitsgruppe Anerkennung e.V.
Dr. Tessa Hofmann
Vorsitzende

Zerstörte Mariakirche in Homs
Zerstörte Mariakirche in Homs
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Die Märtyrer Kirche, Sէր Զoրի Սրբոց Նահատակաց Հայաստանեաց Եկեղեցի in Dair Zor, einer der wesentlichen Memorialbauten und Trauerorte des Völkermord an den Armeniern, die die Nachfahren der überlebenden Deportierten in der Region besaßen, ist in die Kämpfe zerstört worden. Das Video zeigt das Ausmaß der Zerstörung.

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