Die mit Völkermord einhergehenden Erfahrungen verschließen vielen Überlebenden dauerhaft den Mund, aus Scham, aus Schmerz oder aus Rücksichtnahme auf die Angehörigen. Erst ihren Enkeln gelingt es, sich öffentlich zu äußern. Andere Überlebende äußern sich schreibend. Literatur wurde für sie zur Anklage und zur Bewältigung ihrer „Überlebensschuld“ (Edgar Hilsenrath). Was, wie, warum und von wem über Völkermord geschrieben wird, versucht eine internationale Tagung unter aktiver Mitwirkung von Autoren und Literaturwissenschaftlern zu klären.

Diese Initiative der Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. wird gemeinsam mit der Deutsch-Armenischen Gesellschaft e.V. (DAG) als Akademietagung an der Evangelischen Akademie Berlin durchgeführt.

Das Unsagbare schreiben – Prosa über Völkermord

Beginn: 11. Oktober 2013, 16:00 Uhr
Einlass / Anmeldung: 14:30 Uhr
Ende: 13. Oktober 2013, 14:00 Uhr
Ort: Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder
Veranstaltungstyp: Tagung
Tagungsnummer: 29/2013

Leitung: Dr. Erika Godel

Thema:

Literatur über Völkermord bewegt sich entlang der Grenzen des Mitteilbaren. Umso bemerkenswerter ist die Vielfalt der literarischen Annäherungs- und Deutungsversuche von Massengewalt, Erniedrigung, Leid, Anklage, Sinnzweifeln und Identitätsverlust. Die Bandbreite der Erzählperspektiven reicht von der authentisch-chronistischen Prosa der Überlebenden bis zu den vielfältigen Genres fiktionalen Erzählens.

Der historische Schwerpunkt der Tagung liegt auf den Genozidereignissen in der letzten Dekade osmanischer Herrschaft, bezieht aber deren Wahrnehmung durch jüdisch-deutschsprachige Autoren ebenso mit ein, wie den diachronen Vergleich mit polnischen Kurzgeschichten der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Absichten, Perspektiven und Mittel der Prosa über das Unsagbare werden in literaturwissenschaftlichen Vorträgen sowie in Lesungen (teilweise Autorenlesungen) vorgestellt und in Workshops vertieft. In einer Podiumsdiskussion armenischer und türkischer Autor/Innen sollen insbesondere die „brückenbauenden“, verbindenden Möglichkeiten der gegenwärtigen Erinnerungsprosa in der türkischen Literatur sowie der Prosa der armenischen Diaspora ausgelotet werden.

Wir laden Sie herzlich ein!

Dr. Erika Godel, Evangelische Akademie zu Berlin (EAB) +++ Dr. Tessa Hofmann, Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e. V. (AGA) +++ Dr. Raffi Kantian, Deutsch-Armenische Gesellschaft e.V. (DAG)

Programm:

Freitag, den 11. Oktober 2013

14.30 Uhr Anmeldung und Kaffee

16.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Erika Godel (EAB), Dr. Tessa Hofmann (AGA), Dr. Raffi Kantian (DAG)

16.15 Uhr Elias Venezis: Erwachsenwerden unter Lebensgefahr
Dr. Michaela Prinzinger , Berlin

17.15 Uhr Lagerliteratur: Frühe polnische Beiträge
Prof. Dr. Magdalena Marszałek, Universität Potsdam

18.30 Uhr Abendessen

20.00 Uhr Lesungen
Elias Venezis: Nr. 31328: Leidensweg in Anatolien (dt. 1969)
Tadeusz Borowski: Die steinerne Welt (1948)
Zofia Nałkowska: Medaillons (1946)

Ende gegen 21:30 Uhr

Samstag, den 12. Oktober 2013

Ab 07.30 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste

09.00 Uhr Morgenandacht
Dr. Erika Godel

09.30 Uhr Zwischen Coming Out, Identitätsstiftung und Anklage: Die Literatur der Enkel
Dr. Tessa Hofmann, Freie Universität Berlin

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Autorenlesungen und Gespräch
Peter Balakian: Die Hunde vom Ararat (1997)
Fethiye Çetin: Meine Großmutter (2004)

12.30 Uhr Mittagessen

14.30 Uhr Die jüngere Schwester der hebräischen Erde: Armenien und sein Schicksal im Werk von Franz Werfel und Edgar Hilsenrath
Dr. Bernhard Malkmus, Ohio State University, Department of Germanic Languages and Literatures

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr

Workshop I
Wie reden? Wie schweigen? – Armenische Autoren zu 1915
Dr. Raffi Kantian, Hannover

Workshop II
Betroffen sein, sachlich bleiben: die Grenzen und Möglichkeiten literarischen Erzählens
Dogan Akhanli, Köln

Workshop III
Die Wut des Unbeteiligten
Wilfried Eggers, Drochtersen (Niedersachsen)

19.00 Uhr Abendessen

20.30 Uhr-22:00 Lebenslied und Todesklage
Musik aus dem Pontos und Armenien mit Rezitationen armenischer Lyrik, vorgetragen von Susanne Böhringer, Beate Ehlers, Stepan Gantralyan und Ayşe Tetik.
Interpreten: Nelly Schmalenberg, Klavier +++ Pavlos Tsavdaridis, Pontosgriechischer Gesang mit Lyra

Sonntag, den 13. Oktober 2013

ab 08.00 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste

09.30 Uhr Morgenandacht: Dr. Erika Godel

10.00 Uhr Podiumsdiskussion: Kann Literatur Brücken schlagen?
Mit Fethiye Çetin (Istanbul), Dr. Peter Balakian (New York) und Dogan Akhanli (Köln). Moderation Dr. Raffi Kantian

11.30 Uhr Kaffeepause

12.00 Uhr Rückblick , Ausblick und Verabschiedung
Dr. Tessa Hofmann, Dr. Raffi Kantian, Dr. Erika Godel

12.30 Uhr Mittagessen Gegen 14.00 Uhr Ende der Veranstaltung

Ort: Evangelische Bildungsstätte auf Schwanenwerder, Inselstraße 27-28, 14129 Berlin (Nikolassee), Telefon (030) 847 14-207, Fax (030) 803 69 61

Downloads: