Das niederländische Parlament nahm eine von dem christdemokratischen Abgeordneten Joel Voordewind eingebrachte Resolution zur Anerkennung des Genozids an Armeniern und Assyrern als verbindlich an: “Ziel dieser Gesetzesvorlage ist die Anerkennung sowohl des armenischen, als auch assyrischen Genozids“, erklärte Voordewind, “sowie die Annäherung der türkischen Regierung an Armenien. Dies ist ein wichtiges Signal des niederländischen Parlaments an die türkische Regierung, damit sie ihre vergangenen Handlungen anerkennt. Ich hoffe, dass dies schlussendlich beide Länder zu einem besseren Verständnis und zur Aussöhnung miteinander bringen wird.“
Zwei Tage darauf richtete Papst Franziskus während einer Gedenk-Messe im Petersdom ein Grußwort an die Armenier, in dem er ebenfalls ihrer Mitopfer gedachte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche nannte den osmanischen Genozid an Christen als eines der drei großen Beispiele des 20. Jahrhunderts für Völkermord – neben dem Genozid der Nationalsozialisten und dem Holodomor der Stalinisten:
„Unsere Menschheit hat im vergangenen Jahrhundert drei große, unerhörte Tragödien erlebt: die erste, die allgemein als «der erste Genozid des 20. Jahrhunderts» angesehen wird (Johannes Paul II. und Karekin II., Gemeinsame Erklärung in der Kathedrale des heiligen Etschmiadzin, 27. September 2001); diese hat euer armenisches Volk getroffen – die erste christliche Nation –, zusammen mit den katholischen und orthodoxen Syrern, den Assyrern, den Chaldäern und den Griechen. Bischöfe, Priester, Ordensleute, Frauen, Männer und alte Menschen bis hin zu wehrlosen Kindern und Kranken wurden getötet. Die anderen beiden wurden durch den Nationalsozialismus und den Stalinismus verübt. Und in jüngerer Zeit andere Massenvernichtungen wie in Kambodscha, in Ruanda, in Burundi, in Bosnien. Doch scheinbar schafft es die Menschheit nicht, das Vergießen unschuldigen Blutes zu beenden. Es scheint, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg wach gewordene Begeisterung gerade am Verblassen ist und sich auflöst. Die Menschheitsfamilie scheint es abzulehnen, aus den eigenen Fehlern, die durch das Gesetz des Terrors verursacht wurden, zu lernen; und so gibt es das noch heute, die eigenen Artgenossen mit der Hilfe von einigen und dem mitbeteiligtem Schweigen der anderen, die Zuschauer bleiben, eliminieren zu wollen. Wir haben immer noch nicht gelernt, dass „der Krieg ein Wahnsinn und ein unnötiges Blutbad ist“ (Predigt in Redipuglia, 13. September 2014).
Vollständiger Text des Grußworts:
Die Vorstände der Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. (AGA) sowie der Fördergemeinschaft für eine Ökumenische Gedenkstätte für Genozidopfer im Osmanischen Reich e.V. (FÖGG) erklären ihre tief empfundene Dankbarkeit für diese nachahmenswerte, von wahrhaft ökumenischem Geist getragene Geste.