Auf wessen Seite stehen Sie am 24. April, zum 100jährigen Gedenken an den Völkermord von 1915?

Der Verein der Völkermordgegner e.V. (SKD) ist überzeugt, dass kein Staatspolitiker und auch keine intellektuelle Persönlichkeit von Gewissen die Einladung der Verantwortlichen der Türkischen Republik annehmen darf, um die blutigen Taten des Ersten Weltkrieges mit Millionen Opfern sowie die Freisprechung der Schuldigen des Genozids an der christlichen Bevölkerung des Osmanischen Reiches als „Verteidigung des Vaterlandes“ und als „Sieg von Gallipoli (Çanakkale)“ zu feiern.

Denn diese als „Sieg von Gallipoli“ bezeichnete unsägliche Umdeutung der Geschichte ist nichts anderes als ein Akt der Manipulation, der dazu dienen soll, die zum Himmel schreienden Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verdecken, den Völkermord von 1915 zu leugnen und die Hauptverantwortlichen, wie Talat, Enver und Cemal Paşa sowie ihre deutschen und österreichisch-ungarischen Mitverantwortlichen zu schützen.

Der „Sieg von Gallipoli“ ist die Einladung des imperialistischen Krieges in das Haus der Osmanen1, die Welt neu aufzuteilen und dabei die Völker gegeneinander aufzustacheln.

Der „Sieg von Gallipoli“ steht für den ohne Kriegserklärung erfolgten osmanischen Angriff auf russische Häfen und die Kriegshetze durch Talat, Enver, Cemal sowie ihre deutschen Verbündeten gegen Russland.

Mit dem „Sieg von Gallipoli“ soll kaschiert werden, dass Millionen2 von Soldaten wegen der gierigen türkischen und deutschen Großmachtträume – das Turan-Reich auf der einen und das Großdeutsche Reich auf der anderen Seite – gegeneinander aufgehetzt und in den Tod getrieben wurden.

Der „Sieg von Gallipoli“ ist der Versuch, der auf der Vernichtung der christlichen Bürger des Osmanischen Reiches beruhenden Gründung des neuen Türkischen Staates einen „antiimperialistischen“ Charakter zu verleihen.

Mit dem „Sieg von Gallipoli“ soll der Schandfleck der Menschheitsgeschichte übertüncht werden, nämlich der imperialistische Raub- und Verteilungskrieg, bei dem modernste, von menschlicher Intelligenz erdachte Vernichtungswaffen, darunter chemische Waffen, zum Einsatz kamen und Millionen von Toten, Kriegsversehrten, Witwen und Waisen hinterließen.

Dass das jährlich am 18. März unter Missbrauch nationaler und religiöser Gefühle von der herrschenden Gesellschaft zelebrierte „Gallipoli-Ritual“ nun auf den 24. April verlegt wurde, ist für die Regierung der Republik Türkei ein Skandal. Es ist aber auch gleichzeitig eine große Beleidigung der Erinnerung des armenischen sowie aller anderen 1915 zu Opfern des Genozids gewordenen Völker.

Aus all diesen Gründen richten wir unseren Appell an alle einsichtigen und verantwortungsvoll handelnden Staatspolitiker, Intellektuellen und Vertreter der Medien! Wir sind überzeugt, dass Sie als aufgeklärte Menschen sich über diese Tatsachen im Klaren sind. Wir bitten Sie, der Einladung türkischer Staatsvertreter, welche lediglich den Status quo aufrechterhalten und den Völkermord weiter leugnen wollen, nicht zu folgen! Wir haben keinen Zweifel, dass auch Sie wissen, dass die Leugnung des Völkermordes seine Fortführung bedeutet. Wir können uns nicht vorstellen, dass eine ehrenhafte Staatsfrau oder ein ehrenhafter Staatsmann, die/der für Frieden und Völkerfreundschaft einsteht, sich für eine derartige Manipulation instrumentalisieren lässt. Der Platz ehrenhafter Staatspolitiker, die sich nicht vom Eigenprofit leiten und vom türkischen Staat korrumpieren lassen, befindet sich zweifelsohne an der Seite der armenischen, assyrisch-aramäischen oder kleinasiatisch-griechischen Opfervölker. Diejenigen, die am 24. April in Istanbul und Gallipoli einen falschen Sieg feiern wollen, verdienen nichts anderes als Isolation.

Für einen verantwortungsvollen und von Zivilcourage geleiteten Staatspolitiker ist es eine Pflicht seiner Menschlichkeit und seines Gewissens, am Völkermordmahnmal in Jerewan einen Trauerkranz niederzulegen und der Opfer des Völkermordes zu gedenken. Ein solcher Akt der Menschlichkeit ist der wichtigste Schritt für den Aufbau von Gerechtigkeit und die Verhinderung von neuen Völkermorden.

Wir appellieren an die religiös und ethnisch unterschiedlichen Völker unseres Landes! Unsere Versuche, eine neue Gesellschaft und ein neues Leben auf den Gebeinen der Völkermordopfer aufzubauen, werden immer in einer schmerzlichen Enttäuschung enden. Unsere Häupter werden immerzu vor den Augen der Menschheit gebeugt bleiben. Dort, wo keine Gerechtigkeit herrscht, wird ein menschenwürdiges Leben für unsere Gesellschaft immer ein Traum bleiben. Der einzige Weg, dieser Misere ein Ende zu setzen, besteht darin, uns mit unserer dunklen und blutigen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die auf Verleumdung beruhende fortwährende Verleugnung des Völkermordes macht unsere Last und die Rechenschaft, die wir vor der Menschheit geben müssen, mit jedem vergehenden Tag immer schwerer. Niemand hat das Recht, die Zukunft kommender Generationen zu verdunkeln.

Die Anerkennung des Völkermordes und die Gerechtigkeit für die Opfervölker werden unser Schicksal grundsätzlich ändern. Es ist nunmehr nicht nur unser Recht, sondern auch unsere Pflicht, Rechenschaft von den Leugnern des Völkermordes einzufordern.

Die Pflicht eines jeden, für den Menschlichkeit wichtig ist, ist es – unabhängig von seiner nationalen Zugehörigkeit und seiner Weltanschauung – nunmehr an der Seite der armenischen, assyrisch-aramäischen, griechisch-pontischen oder yezidischen Völker zu stehen. Wo in der Welt wir auch immer sein mögen, am 24. April müssen wir im Namen der Gerechtigkeit und gegen die Leugnung oder das Verschweigen den Opfern des Völkermordes zur Seite stehen.

Aus diesem Anlass werden sich die Gegner der Leugnung der Völkermorde am 18. April 2015 um 11 Uhr vor dem Gebäude des türkischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main (Kennedyallee 115-117) versammeln, um gegen die 100jährige Leugnungspolitik zu protestieren.

Des Weiteren wird sich eine Delegation des Vereins der Völkermordgegner e.V. vom 22. bis zum 27. April 2015 in Armenien befinden, um ein Zeichen gegen die Leugnung und für Gerechtigkeit zu setzen. Unsere Delegation wird am 24. April in Jerewan am Völkermordmahnmal erneut einen Trauerkranz niederlegen und der Opfer des Völkermordes gedenken.

Im Namen des Vereins der Völkermordgegner e.V.: Ali Ertem, I. Bülent Gül
Frankfurt am Main, den 10. April 2015

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main
Soykırım Karşıtları Derneği (SKD);
Kontakt : Ali Ertem Tel.: 0049/69/5970813; E-Mail: skd@gmx.net