Sehr geehrter Herr Landrat Irlinger,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Brehm,
sehr geehrter Herr Dekan Kemmer,
meine sehr geehrten Schwestern und Brüder,
verehrte Damen und Herren!

Am 24. April und 1. Mai 2005 wurden in Bremen und in Braunschweig Gedenksteine in Form eines Kreuzes eingeweiht, die an die Opfer des armenischen Völkermordes erinnern sollen. Am Tag nach den beiden Einweihungen schrieb die auch in Deutschland erscheinende türkische Zeitung Hürriyet: „Das Denkmal des Hasses ist eingeweiht worden!“ Es ist recht merkwürdig. Wenn die Türken für ihre Toten ein Denkmal setzen – das Denkmal der Türken besteht übrigens aus einem haushohen Schwert und kann von Jerewan aus gesehen werden – dann ist es ein Denkmal für die türkischen Märtyrer. Wenn die Armenier solches tun, ist es ein „Denkmal des Hasses“…
„Einen Menschen zu ermorden, ist ein Verbrechen. Ein Volk zu ermorden, ist eine Streitfrage“, stellte Victor Hugo einst fest.

Meine Schwestern und Brüder!
Wir müssen beharrlich daran arbeiten, dass Völkermord niemals als eine Streitfrage angesehen wird, sondern als das, was er ist: ein Verbrechen nicht gegen ein einzelnes Volk, sondern als ein Verbrechen gegen die fundamentalen Prinzipien des Menschseins, als ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit.

Es ist mein Wunsch, dass auch dieser Kreuzstein als ein Denk- und Mahnmal für die Opfer des Genozids an den Armeniern die Menschheit stets daran erinnert, dass das Kreuz, wie für Christus, auch für das armenische Volk ein Zeichen des Leidens geworden ist. Aber Christus besiegte auch auf diesem Kreuz den Tod, und das armenische Volk überstand das große Leiden ebenfalls durch dieses Kreuz. Denn das armenische Volk hat seinen Glauben an das Kreuz nie verloren und wurde durch dieses gerettet und auferweckt. Jesus sagte einst seinen Jüngern: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.“ (Mt. 10, 28)

Ich danke, auch im Namen der armenischen Gemeinschaft in Deutschland und ihrer Organisationen, all denen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Kreuzstein im Andenken an die Opfer des Genozids an den Armeniern seinen Platz hier gefunden hat. Mein Dank gilt der Stadt Höchstadt an der Aisch und der katholischen St. Georgspfarrei, die die bedeutungsvolle Einweihung dieses Denkmal-Kreuzsteines ermöglicht haben.

Ihnen allen meinen Segen!