Die im April 2009 eingeleitete und durch die Unterzeichnung der sogenannten „Armenisch-Türkischen Protokolle“ am 10.10.2009 offiziell eingeleitete Normalisierung der armenisch-türkischen Außenbeziehungen ist vorläufig beendet. Von türkischer Seite wurde dieser Prozess fast von Beginn an durch seine Verknüpfung mit einer Lösung des Berg-Karabach-Konflikts zusätzlich belastet. Armenien drang mit seinen wiederholten Aufforderung nicht durch, die Normalisierung der nachbarschaftlichen Beziehungen ohne Vorbedingungen zu führen.
Mit Billigung und zuletzt tatkräftiger Unterstützung dritter Staaten wie den USA und Deutschland sollte die in der Wissenschaft längst entschiedene Frage des Völkermords in eine bilaterale Regierungskommission verlagert werden. Im Hinblick darauf verzichteten die entsprechenden Regierungen ihrerseits auf die Verwendung des Begriffs Genozid im Zusammenhang mit den an osmanischen Christen 1912-1922 begangenen Verbrechen. Am 22. April 2010 erklärte der armenische Gesetzgeber, die „Protokolle“ seien nicht mehr auf der Tagesordnung der Nationalversammlung. Der Präsident spricht in seiner Pressemitteilung von einer Aussetzung des Prozesses.