Der Vorsitzende des Dachverbandes der Dersim-Gemeinden übermittelte folgende Pressemitteilung:

Föderation der Dersim Gemeinden in Europa e.V.

Ma 1915 xo vira nêkerd! No dec yê ma pêrınano!
1915ը չմոռացանք: Այս ցավը բոլորիս ցավն է՛
Wir haben 1915 nicht vergessen! We remember 1915!

Von “Tertelu Viren“ zu “Tertelu Peen“

“Manche Wunden verheilen auch mit der Zeit nicht….“

Am 24. April jährt sich der Genozid an den Armeniern zum 100., am 4. Mai an den Dersimern zum 78. Mal. Zwei Völker, die brüderlich miteinander verbunden sind; zwei Völker, deren gemeinsame Narbe der an ihnen vollzogene Völkermord ist, jährt sich dieser Tage wieder.

Das Dersimer Volk, welches in Freundschaft, ja sogar in Brüderlichkeit mit den Armeniern in Dersim zusammen gelebt hat und teilweise bis heute noch lebt, macht keinen Unterschied zwischen ihrem eigenen Schmerz und dem Schmerz des armenischen Volkes. Die Dersimer fühlen das Leid ihrer armenischen Brüdern und Schwestern tief in ihrem Herzen. Daher kommt es auch, dass die Dersimer den 1915 an den Armeniern ausgeübten Völkermord als “Tertelu Viren“ ( 1. Genozid ) und den 1938 an ihnen vollzogenen Völkermord als “Tertelu Peen“ ( 2. Genozid ) bezeichnen.

Die Armenier sind eines der ältesten Völker, die seit jeher in Dersim gelebt haben. Die tiefe Verbundenheit beider Völker führte nicht nur dazu, dass die Dersimer während des Genozids 1915 die Armenier aufnahmen und beschützten; sie brachten sie bis nach Erzincan, um sie dort in die schützenden Hände der Russen zu übergeben.

Sowohl vor und nach Gründung der Türkischen Republik wurden an Menschen verschiedenen Glaubens, Sprache und Kultur, Massaker und Genozide vollzogen. Immer mit dem gleichen Ziel: die Erschaffung eines “Einheitsmenschen“: eine Nationalität, eine Sprache, eine Kultur.

Nun jähren sich beide Völkermorde zum 100. und 78. Mal, bis heute erkennt der türkische Staat beide Völkermorde nicht an. Bis heute leugnet der türkische Staat diese grauenvollen Massaker an unseren Völkern. Solange sie dies weiterhin tun, werden unsere Wunden niemals verheilen und unsere Narben tiefer werden.

Wir fordern daher vom türkischen Staat, im 100. Jahr des Genozids an den Armeniern, sich endlich der Konfrontation zu stellen und den Genozid anzuerkennen.

Die Anerkennung der Genozide, sowohl des armenischen als auch Dersimer Volkes, seitens des türkischen Staates wird den Staat nicht schwächen; im Gegenteil: es würde ihn stärken und ihm Respekt verschaffen. Es würde dazu führen, dass zwischen dem Staat und beiden Völkern man sich endlich einander die Hände reicht, dass die Opfer und ihre Hinterbliebenen endlich ihren Frieden finden.

Ich verneige ich mich mit tiefstem Respekt und Mitgefühl vor den Opfern von 1915 und möchte noch einmal ausdrücklich betonen: Euer Schmerz ist auch unser Schmerz..

Im Namen der
Föderation der Dersim Gemeinden in Europa e.V.
Deniz Karakas

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