Der Verein der Völkermordgegner (SKD) e.V., die Arbeitsgruppe Anerkennung – gegen Genozid, für Völkerverständigung (AGA) e.V., die Alevitische Gemeinde Hochtaunus, Oberursel/Taunus e.V., das Haziran Kulturhaus e.V. (Frankfurt/Main) und der Menschenrechtsverein Türkei/Deutschland (TÜDAY) e.V. appellieren gemeinsam für den dauerhaften Erhalt des Kölner Genozid-Mahnmals an seinem bisherigen Standort:

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main

Soykırım Karşıtları Derneği (SKD);  Kontakt; E-Mail: skd@gmx.net

Appell für den Erhalt des Mahnmals zum Gedenken an den Völkermord von 1915

Wie bereits im Mai des Jahres 2023, als es darum ging, das Sondernutzungsrecht für das Mahnmal mit dem Namen „Dieser Schmerz betrifft und alle“ zu beenden, haben wir unseren Protest gegen die Entfernung des Mahnmals zur Sprache gebracht.

Laut der Entscheidung der Stadt Köln soll das Mahnmal zum Ende des Monats Februar 2024 nun endgültig entfernt werden, um durch ein „allgemeines“ ersetzt zu werden. Jedoch wird der Prozess der Erarbeitung eines solchen Mahnmals mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen. Zudem ist aus den ersten diesbezüglichen Überlegungen zu entnehmen, dass eine spezifische Adressierung des Völkermordes an den Armeniern fehlen wird.

Was uns als Verein türkeistämmiger Menschen, der sich seit mehr als zwanzig Jahren für die Anerkennung der Völkermorde in der heutigen Türkei einsetzt, besonders fassungslos macht, ist der Umstand, dass die Stadt Köln scheinbar weder den Raum noch die Zeit für ein Mahnmal in Erinnerung an eines der größten Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stellen kann. D.h., konkret hätte die Stadt Köln das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft und alle“ bis zur Fertigstellung des Mahnmals zum „Gedenken an die Opfer von Unterdrückung, Rassismus, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen“ an seinem Ort weiterbestehen lassen können. Wir fragen uns, was dagegenspricht. Hinzu kommt, dass die Räumung des Mahnmals erinnerungs- und geschichtspolitisch völlig verkehrte Signale aussendet. Denn das Mahnmal ist vor allem der Initiative türkeistämmiger Kölner zu verdanken, darunter der bekannte Autor Doğan Akhanlı. Wenn jetzt das Mahnmal geräumt wird, stellen Sie sich erkennbar gegen die Initiative dieser Kölner zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels türkischer und auch eines dunklen Kapitels deutscher Geschichte. Und geben damit jenen Recht, die sich vehement der historischen Verantwortungsübernahme widersetzen.

Denn allem Anschein nach gibt die Stadt Köln hier dem Druck türkischer Nationalisten nach, die sowohl in der Stadt Köln und in Europa als auch in der Türkei selbst den Völkermord an den Armeniern und den anderen christlichen Gruppen des späten Osmanischen Reiches seit über 100 Jahren beständig leugnen. Diese fügen den Opfergruppen mit der Verleugnung und der Verkehrung der historischen Tatsachen noch einmal unendlichen Schmerz zu.

Mit der Entscheidung, das an den Völkermord an den Armeniern erinnernde Mahnmal zu entfernen, erkaufen sich die Stadtregierung und -verwaltung der Stadt Köln einen teuren Frieden. Es darf keine Nachgiebigkeit gegenüber Leugnern von Menschheitsverbrechen wie Völkermorden geben, egal um welchen es sich handelt. Denn sie werden sich später auch gegen andere Symbole der Meinungsfreiheit, Wahrheit und des Pluralismus richten.

Wie reagiert man, wenn in Deutschland bestimmte Gruppen den Holocaust leugnen? Diese rhetorische Frage findet in Deutschland glücklicherweise eine Antwort darin, dass Antisemitismus und der Holocaustleugnung kein Platz eingeräumt wird und diese unter Strafe stehen. Eine hypothetische Frage, nur um das Ausmaß der Mutlosigkeit der Stadt Köln deutlich zu machen: Wie würde man reagieren, wenn deutsche Einwanderer in der Türkei sich gegen die Aufstellung eines Mahnmals, das an den Holocaust erinnert, wehren würden? Wäre es richtig, das Mahnmal aufgrund dieses Drucks zu entfernen? Angesichts der Gräueltaten des Nationalsozialismus, natürlich nein!

Wir sind der Überzeugung, dass es eine universalistische Pflicht einer europäischen Großstadt wie Köln ist, in einem internationalen Kontext Verantwortung für die Geschichtsaufarbeitung zu übernehmen. Dies umso mehr, wenn es Widerstände von menschenverachtenden Gruppen gibt und diese aus einer bedeutenden und großen Einwandergruppe stammen. Eben dieser Gruppe sind aber die Achtung und der Respekt der Regeln eines guten demokratischen Miteinanders abzuverlangen, da andernfalls die menschenverachtenden Ansichten Oberhand gewinnen werden.

In diesem Zusammenhang könnte sich die Stadt Köln ein gutes Beispiel an der Weltmetropole Paris nehmen, die seit Jahren an prominenter Stelle mit einem Mahnmal an den Genozid an den Armeniern erinnert.

Gerade für uns als Türkeistämmige, die sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung, da seine pure Existenz eine Anerkennung der historischen Tatsachen und auch eine Stellungnahme gegen die türkische Verleugnungspolitik ist.

Wir stehen solidarisch an der Seite der Initiative „Völkermord erinnern“ und schließen uns allen Akteurinnen und Akteuren der Stadt Köln an, die sich für ein dauerhaftes Mahnmal, das den Völkermord von 1915 benennt, einsetzen.

Wir unterstützen diesen Appell:

Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V.

Alevitische Gemeinde Hochtaunus, Oberursel /Taunus (AKM Hochtaunus e.V.)

Haziran Kultur Haus e.V., Frankfurt am Main

TÜDAY e.V. Köln

 

Antwort der Stadt Köln, Dezernat Kunst und Kultur:

SKD_Antwort Stadt Köln Mahmal Völkermord_24.01.2024