RESOLUTION
In die Wüste getrieben, massakriert, ausgelöscht – das war das Schicksal des armenischen Volkes vor nunmehr genau 90 Jahren. In einem bis dahin beispiellosen Genozid verfolgte die Führung des Osmanischen Reiches unter den Augen deutscher Diplomaten und deutscher Militärs ihr Ziel, die Armenier zu vernichten. Die Erinnerung an diesen Völkermord, dem anderthalb Millionen Menschen zum Opfer fielen, ist mit den letzten Überlebenden nicht gestorben: Die Türkei leugnet dieses Menschheitsverbrechen zwar hartnäckig bis heute, Deutschland hat geschwiegen – in den Seelen der Nachfahren jedoch ist die Trauer lebendig.
Wir fordern die türkische Öffentlichkeit auf, endlich den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen.
Wir fordern die Fraktionen des Deutschen Bundestages auf, in ihrem gemeinsam geplanten Entschließungsantrag auf sprachliche Verschleierung zu verzichten und eindeutig zu formulieren, was alle Redner zu diesem Antrag ohnehin erklärt haben und was die Parlamente vieler anderer Länder längst anerkannt haben: Ein Völkermord ist ein Völkermord. Nur mit einer so klaren Aussage des Parlaments wird in Zukunft die Leugnung des Völkermords – nach Elie Wiesel die zweite Tötung – justitiabel sein.
Ferner fordern wir die Kultusministerkonferenz auf, das Lehrmaterial an deutschen Schulen darauf hin zu überprüfen, wie weit dieser Völkermord und die deutsche Mitverantwortung dafür verleugnet, verschwiegen, verharmlost werden. Nur wenn die jungen Menschen in unserem Land – Türken, Deutsche, Armenier – ihre Geschichte gemeinsam kennen lernen, werden sie in Zukunft in der Lage sein, Versöhnung zu leben.