Auf einer vorgezogenen Sitzung stimmte das schwedische Parlament mit einer Stimme Mehrheit für eine Resolution zur Anerkennung des Völkermordes an Armeniern, Assyrern und Pontosgriechen. Obwohl der Antrag die Unterstützung von fünf der sieben schwedischen Parlamentsparteien besaß, blieb das Abstimmungsergebnis bis zuletzt offen, da sich der parlamentarische Ausschuss für Außenbeziehungen gegen eine Abstimmung ausgesprochen hatte.Einige Mitte-Rechts-Abgeordnete hielten sich allerdings nicht an die Empfehlung, sondern stimmten gemeinsam mit den Linken für die Resolution.

Es handelt sich insgesamt um die dritte parlamentarische Abstimmung zum spätosmanischen Genozid. Mit seiner ersten Abstimmung im Jahr 2000 erkannte der schwedische Gesetzgeber das Verschwinden von bis zu 2,5 Mio. Armeniern, Chaldäern, Syrern, Assyrern und Pontosgriechen als Genozid an, hob aber den Beschluss später aus „formalen Gründen“ auf. Eine weitere Abstimmung scheiterte 2008 an den Sozialdemokraten, die inzwischen ihre Haltung geändert haben.

Der schwedische Außenminister Carl Bildt kritisierte den Anerkennungsbeschluss mit ähnlichen Argumenten, wie sie auch von seinen deutschen Amtskollegen zu hören sind. Bildt warnte vor einer „Politisierung der Geschichte“, die die “gegenwärtigen Aussöhnungsprozesse unterminiere” und “jenen in die Hände spielt, die gegen die Normalität in Armenien und Reformen in der Türkei sei.“ Schließlich unterstellte Bildt denjenigen, die die Anerkennung fordern, dass sie “neue Spannungen in der schwedischen Gesellschaft“ hervorrufen.

Das ist nicht nur eine ungeheuerliche Unterstellung, sondern auch eine Umkehrung von Ursache und Wirkung. Denn nichts entzweit Ethnien so stark wie Völkermord, zumal wenn er fast einhundert Jahre von den Nachfahren der Täter bestritten wird.

Schweden hat in der Vergangenheit zahlreiche Flüchtlinge aus der Türkei aufgenommen, unter ihnen vor allem Kurden und aramäischsprachige Christen (Assyrer, Syrisch-Orthodoxe), die vor allem in Südschweden eine neue Heimat gefunden haben. Der Anlauf zum neuen dritten Anerkennungsbeschluss stammt denn auch vom Seyfo-Zentrum. Er zeichnet sich dadurch positiv aus, dass er außer den Armeniern auch ihre aramäischsprachigen und griechischen Mitopfern berücksichtigt.

Siehe auch:
http://www.keghart.com/Swedish_Recognition_Genocide
http://www.aina.org/news/20100311192620.htm