Gefördert von der Brandenburgischen Zentrale für Politische Bildung veranstalten des Lepsiushaus Potsdam und das Münchener Institut für Interregionalismus-Forschung (Intereg) ein Expertentreffen zum Nord- und Südkaukasus, bei dem es auch um die russische Armenier- und Armenienpolitik sowie den Konflikt um Berg-Karabach (Arzach) seit 1988 geht. Veranstaltungsort ist das Lepsiushaus (Große Weinmeisterstr. 45) in Potsdam.

Symposium

Eine Geschichte der immer währenden Gewalt?

Ursachen für heutige ethnopolitische Konflikte im Kaukasus in der Zeit seit dem 18. Jahrhundert

Als eine Region voller ungelöster Konflikte ist der Kaukasusraum in den letzten Jahren verstärkt
in das Blickfeld öffentlichen Interesses geraten. Im 18. Jahrhundert geriet die gesamte Region,
die politisch in eine Fülle von Territorial- Clan- und Stammesherrschaften untergliedert war, zu-
nehmend unter die Kontrolle Russlands. Zwischen etwa 1735 und 1878 wurde nahezu der ge-
samte Kaukasusraum durch St. Petersburg militärisch unterworfen und durch die Beseitigung der
nichtrussischen Lokal-und Regionalherrschaften direkt in seine autokratischen Verwaltungsstruk-
turen einbezogen.

In jahrzehntelangen Feldzügen, Polizeiaktionen und anderen Zwangsmaßnahmen, die sich im
Rahmen des I. Weltkrieges, des Bürgerkrieges und der sowjetischen Nationalitätenpolitik sowie
nach 1988 fortsetzten, wurden Millionen vornehmlich nichtrussische Bewohner des nördlichen
und zentralen Kaukasus, vertrieben und umgesiedelt. Viele kamen dabei gewaltsam zu Tode.
Ursachen, Verlauf und Folgen dieser Geschichte von Gewalt und Zwangsassimilation aus ge-
samtkaukasischer Perspektive sind ein zentraler Schwerpunkt des geplanten Symposiums. Ein
zweiter Schwerpunkt liegt auf der Beleuchtung des Phänomens regionaler ethnonational und re-
ligiös begründeter Konflikte im Kaukasus in sowjetischer und postsowjetischer Zeit.

Tagungsort:


Lepsiushaus Potsdam
Große Weinmeisterstraße 45
14469 Potsdam

Freitag 22.04.2016
18.15 Uhr
Begrüßung
Dr. Rolf Hosfeld (Potsdam)
Dr. Meinolf Arens (München)

18.30 Uhr
Eröffnungsvortrag
»Ethnische Säuberungen« unter neuen nationalen und religiösen Vorzeichen im Kaukasus im
19. und 20. Jahrhundert. Grundlegende Bemerkungen
Prof. Dr. Michael Schwartz (Berlin)

20.00 Uhr
Empfang im LepsiushausSamstag 23.04.2016

I. Panel: Russische Kolonial- und sowjetische Hegemonialpolitik

09.00-09.45 Uhr
Der Krieg, der nicht existierte. Der genozidale Krieg Russlands gegen die tscherkessischen Völ-
ker im 19. Jahrhundert in der russischen Historiographie und im Diskurs in der russischen Öffent-
lichkeit der letzten zwei Jahrzehnte
Marieta Kumpilova M.A. (Leipzig)

09.45-10.30 Uhr
Tschetschenien/Inguschetien: Panislamische Projektionen bei nordkaukasischen Völkern vom
19. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Dr. Uwe Halbach (Berlin)

10.30-11.15 Uhr
Polen als Flüchtlinge und Migranten in Georgien und dem Nordkaukasus im 19. und 20. Jahrhun-
dert
Dr. Urzsula Markowska (Warschau)

11.15-11.45 Uhr
Kaffeepause

11.45-12.30 Uhr
Die russische Armenierpolitik seit dem 19. Jahrhundert
Dr. Tessa Hofmann (Berlin)

12.30-13.15 Uhr
Ossetien/Osseten zwischen Russifizierung, Georgisierung und Selbstbehauptung
Dr. Meinolf Arens (München)

13.15-15.00 Uhr
Mittagspause

II. Panel: Regionale Entwicklungen

15.00-15.45 Uhr
Chancen und Grenzen kleiner Sprachgruppen und Völker in Daghestan. Eine vergleichende Be-
trachtung
Prof. Dr. Diana Forker (Bamberg)

15.45-16.30 Uhr
Die georgische Minderheitenpolitik am Beispiel der Mesxeten (Mes’cheten), Hemschinen und La-
sen
Dr. Wolfgang Feurstein (Freudenstadt)

16.30-17.00
Kaffeepause

17.00-17.45 Uhr
Stalinistische Titularhomogenisierung in Georgien und ihre langzeitigen Folgen
Dr. Marc-Stephan Junge (Bochum)

17.45-18.30 Uhr
Die Geschichte des Berg-Karabagh-/Arzach-Konflikts von 1988 bis heute
Varsenik Minasyan, M.A. (Berlin/Eriwan)
Sonntag 24.04.2016

III. Panel: Aktuelle Entwicklungen

09.00-09.45 Uhr
Konfliktlösung im Südkaukasus in postsowjetischer Zeit: Das Beispiel Abchasien
Dr. Dieter Boden (Potsdam)

09.45-10.30 Uhr
Die Folgen von Flucht und Vertreibung aus und nach Abchasien seit 1989 und Traum von einem
abchasischen Nationalstaat
Dr. Christian Kolter (Bremen)

10.30-10.45 Uhr
Kaffeepause

10.45-11.30 Uhr
Die Assimilationspolitik Aserbaidschans gegenüber ethnischen und nationalen Minderheiten in
den vergangenen zwei Jahrzehnten
Manfred Quiring (Berlin)

11.30-12.15 Uhr
Europäische und deutsche Gestaltungsmöglichkeiten auf die ethnopolitischen Krisen im Kauka-
sus seit 1991. Ein Zeitzeugenbericht
Bernd Posselt (München)

12.15 Uhr
Schlussworte/Zusammenfassung
Dr. Meinolf Arens (München)
Dr. Rolf Hosfeld (Potsdam)

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