Laut der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) beginnt in der Türkei an Sylvester eine einjährige Sammlung von Unterschriften, um die von den Armeniern 1915 erlittene „Große Katastrophe“ (Büyük Felâket) ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Qualifizierung als Völkermord fehlt allerdings in dem Aufruf, was die Kritik verschiedener Organisationen und Einzelpersonen im In- und Ausland hervorgerufen hat. In der armenischen Übersetzung des Textes wird „Große Katastrophe“ zudem irreführend mit „Meds Jerern“ (dt. „Großer Frevel“ bzw. „Großes Verbrechen“) wiedergegeben, der zeitgenössischen armenischen Umschreibung für den Völkermord von 1915/16. In der von „Radio Vatikan“ verbreiteten Nachricht heißt es:
Türkei: Kampagne zur Entschuldigung bei Armeniern
Führende Intellektuelle in der Türkei wollen zu Neujahr eine Unterschriftenkampagne starten, um sich bei den Armeniern für die Vertreibung und Massaker von 1915 zu entschuldigen. Wie die türkische Presse an diesem Donnerstag meldete, soll die Kampagne mit dem Titel „Ich entschuldige mich“ ein Jahr lang im Internet geführt werden. In dem Text heißt es wörtlich: „Ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass mit der von den Armeniern im Osmanischen Reich 1915 erlittenen Großen Katastrophe so unsensibel umgegangen wird. Ich weise diese Ungerechtigkeit zurück und teile die Empfindungen und Schmerzen meiner armenischen Brüder. Ich entschuldige mich bei ihnen.“ Ziel der Kampagne sei es, das von den Armeniern erlittene Leid ins öffentliche Bewusstsein zu rufen, so einer Initiatoren. Weil das Thema in der Türkei so lange verschwiegen worden sei, glaubten heute viele Türken, den Armeniern sei gar nichts geschehen. – Bei türkischen Verfolgungen von Armeniern kamen ab 1915 schätzungsweise zwischen 600.000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben. Die Türkei bestreitet, dass es sich um einen Völkermord gehandelt habe. Unter den Erstunterzeichnern der Entschuldigung sind die Politologen Ahmet Insel, Cengiz Aktar und Baskin Oran sowie der Journalist Ali Bayramoglu.