4., 11., 18. und 25. Mai 2021:

Frauen im Völkermord Genozid wird im internationalen Recht als Verbrechen definiert, das auf die vollständige oder teilweise Vernichtung einer ethnischen, nationalen oder religiösen Gruppe abzielt. Obwohl das Übereinkommen zur Verhütung und Bestrafung des Verbrechens des Völkermords (1948) der Vereinten Nationen „Gruppe“ implizit als Einheit von Frauen und Männern auffasst, ist bei vergleichender Betrachtung festzustellen, dass Frauen eine andere Behandlung erfahren als Männer. So sind sie beispielsweise häufiger Opfer sexualisierter Gewalt und fast ausschließlich die Opfer von Hunger- und Zwangsprostitution. Schwangere, Wöchnerinnen und Mütter vor allem kleiner Kinder besitzen bei Deportationen, Todesmärschen sowie in Konzentrationslagern geringere Überlebenschancen als alleinstehende Männer.

Nicht alle Beispiele von Völkermord weisen gleichermaßen geschlechtsspezifische Unterschiede auf, d.h. eine Ungleichbehandlung von Männern und Frauen. Als Hypothese ist zu vermuten, dass Geschlechtsdifferenzen besonders bei jenen Genoziden eine größere Rolle spielen, in denen der religiöse Faktor stark hervortritt (z.B. osmanischer Genozid; die dschihadistisch motivierten Verbrechen der Gegenwart, insbesondere das Beispiel JasidInnen, aber auch die Völkermorde an bosnischen MuslimInnen sowie an den muslimischen Rohingya in Myanmar). Als typisches Verbrechen einer Übergangsperiode zeigt der osmanische Genozid an ChristInnen bzw. NichtmuslimInnen im frühen 20. Jahrhundert allerdings auch das Beharren der Planer und Täter dieses Verbrechens auf der unterschiedslosen Vernichtung von Frauen und Männern. So entschieden die politisch in den osmanischen Provinzen Diyarbekir und Hüdâvendigâr (Bursa / Prussa) Verantwortlichen im Sommer 1915, dass auch Frauen und Kinder zu deportieren seien. Auf Alter oder Geschlecht sollte keine Rücksicht genommen werden.

Am Beispiel der Armenierinnen (1915/6) und der alevitischen Dersimas (1937/8) wollen wir diese Zusammenhänge veranschaulichen.


Die Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. lädt zu folgenden Veranstaltungen ein:

Programm (https://www.youtube.com/user/ArbeitsgruppeAGA)

Das Schicksal der Armenierinnen im Genozid: eine Einführung – Tessa Hofmann  ( 448KB)

Dienstag, 4. Mai 2021, ab 18:00 Uhr:

Vortrag mit Diskussion: Das Schicksal der Armenierinnen im Genozid: eine Einführung (Prof. Dr. phil. Tessa Hofmann, Berlin)

Mit anschließender Diskussion mit der Referentin

Dienstag, 11. Mai 2021, ab 18:00 Uhr:

Auszugsweise Literaturlesung durch Maya Poghosyan und Ani Serobjan

Texte von:
Sapel Jessajan: In den Ruinen (1909)
Fethiye Çetin: Meine Großmutter (Anneannem, 2004; dt. 2011)
Peter Balakian: Die Hunde vom Ararat: Eine armenische Kindheit in Amerika (Black Dog of Fate, 1997; dt. 2000)

Dienstag, 18. Mai 2021, ab 18:00 Uhr:

Kindeswegnahme in Dersim
Kindeswegnahme ist einer von fünf Straftatbeständen, die die UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung von Völkermord als Genozid klassifiziert. Die aus Dersim stammende Regisseurin Nezahat Gündoğan erforschte in ihren Dokumentarfilmen den Genozid an der alevitischen Bevölkerung Dersims und in diesem Zusammenhang das Schicksal der aus dieser zentralanatolischen Region verschleppten Mädchen.

Dokumentarfilm Hay Way Zaman/Unburried in the Past über die Lebens- und Leidensgeschichte der verschleppten alevitischen Dersima Emoş Gülvers (Regie: Nezahat Gündoğan); Türkisch mit deutschen Untertiteln. Einführung: Nezahat Gündoğan

Im Anschluss Diskussion mit Nezahat Gündoğan; Konsekutivübersetzung: Ayşe Tetik

Dienstag, 25. Mai 2021, ab 18:00 Uhr:

Dokumentarfilm Grandma’s Tattoos (Regie: Suzanne Khardalian; Schweden; engl.; HB PeÅ Holm-quist Film, Schweden)

Die Regisseurin Suzanne Khardalian begab sich auf die Reise, um hinter das Geheimnis der merkwürdigen Tätowierungen ihrer Großmutter zu kommen, die das Schicksal von tausenden Frauen prägten, die den Genozid überlebt hatten.

Im Anschluss Diskussion über die Veranstaltungsreihe. Moderation: Ani Galustian mit Tessa Hofmann.


Teilnahme: Die Veranstaltungen finden online über Zoom statt. Der Vortrag sowie die Lesung (ausschließlich Sprecherinnen und ohne Diskussion) werden zusätzlich aufgenommen und über Facebook gestreamt, sodass diese beiden Veranstaltungen auch ohne Zoom-Anmeldung verfolgt werden können. Die Aufnahmen werden anschließend über YouTube bereit gestellt (https://www.youtube.com/user/ArbeitsgruppeAGA).

Zur Teilnahme über Zoom bitten wir um Anmeldung unter ani.serobjan@outlook.de, damit Ihnen der Link zugeschickt werden kann.