Offenbar nicht für türkische Nationalisten. Sie machen sich schon seit Monaten Gedanken, wie sie den Tag würdig begehen, an dem 1921 in Berlin-Charlottenburg ein junger Armenier den ehemaligen Innenminister und späteren Regierungschef des Osmanischen Sultanats, Mehmet Ali Tala(a)t, zur Vergeltung für die staatliche Vernichtung von anderthalb Millionen Armeniern erschoss. Der Attentäter war am 3. Juni 1921 von einem Berliner Schwurgericht wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen worden. Nun jagen sich die Ideen für die Gestaltung dieses Tages: Ein in Norwegen angesiedeltes Turkish Forum unter Federführung eines Sozialanthropologen Sefa Yürükel schlägt vor, dass sämtliche Türken und Türkenfreunde weltweit um 12:00 türkischer Ortszeit mit einer Schweigeminute dankbar der von Armeniern ermordeten „seligen“ türkischen „Nationalgrößen“ Talat, Cemal, Dr. Bahaettin Şakir und auch des seriellen Kinderschänders Cemal Azmi gedenken, denn diese „Märtyrer“ hätten mit ihrer „präventiven Umsiedlung“ der im imperialistischen Dienst Russlands und des Westens stehenden Armenier die Vernichtung der türkischen Nation verhindert.

In der Türkei hat bereits am 18. Januar eine buntscheckige Prominenten-Initiative um den National-Maoisten Dr. Doğu Perinçek und dem nordzypriotischen Beiratsvorsitzenden Rauf Denktaş eine „Großoperation Talat Pascha“ bekannt gegeben, bei der Berlin vom 15. bis 19. März „lausannisiert“ werden soll, mit Ruhepause am heiligen Freitag, den 17. März. Perinçek hat 2005 in Lausanne öffentlich und provokativ den Völkermord an den Armeniern bestritten, ohne dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhob. Nun leidet er unter „Kopfschwindel durch Erfolg“ (Lenin): Die Urheber dieses „Großprojekts“ drohen Europa brennende Hauptstädte an, falls sie nicht ihre Anerkennungsbeschlüsse widerrufen. Zu den Mitgliedern des „Führungsgremiums Deutschland“ dieses „Großprojekts“ gehört auch Tacettin Yatkin, der bereits im Vorjahr mit einigen wenigen Gesinnungsgenossen den mörderischen Pascha am Mahnmal für die Opfer des Faschismus (Steinplatz) durch Kranzniederlegung ehrte.

Zum Glück artikuliert sich auch Protest. Wir veröffentlichen einen Aufruf des Vereins der Völkermordgegner e.V. an die türkische demokratische Öffentlichkeit sowie den Aufruf des Turkish Forum und dessen Übersetzung ins Deutsche.

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