Am 22. Juli 2004 starb unser Gründungsmitglied Eduard Howhannisjan nach langem und schweren Leiden im Alter von 72 Jahren in seiner Geburtsstadt Jerewan.

E. Howhannisjan wurde am 16. Februar 1932 geboren. Nach Beendigung der Oberschule studierte er in Moskau Werkzeugbau und promovierte 1964 in Leningrad (St. Petersburg) mit einem Beitrag zur Theorie und Praxis der technischen Kybernetik. Das Schicksal Armeniens hat seinen Lebenslauf tief geprägt: Als eng der in Sowjetarmenien verbotenen armenischen Partei Daschnakzutjun verbundener Dissident wurde er ins Exil gedrängt. In das seit 1991 unabhängige Armeniern zurückgekehrt, musste er erleben, wie die Daschnakzutjun bald erneut verfolgt und verboten wurde. Sein eigener Sohn Wahan gehörte zu den 1995 bis 1998 politisch Verfolgten und Inhaftierten.

Im deutschen Exil leitete E. Howhannisjan von 1984 bis 1993 die armenische Abteilung von „Radio Liberty“.

Als Angehöriger einer von Völkermord und Genozidleugnung getroffenen Nation setzte sich E. Howhannisjan sein ganzes bewusstes Leben hindurch für die Ahndung und Verhütung von Völkermord ein, insbesondere für die internationale Anerkennung von geleugnetem Genozid Als ehrenamtlicher Direktor des Instituts für Armenische Fragen e.V. (München) war er maßgeblich an der Edition einer mehrbändigen Dokumentensammlung zum Völkermord an den Armeniern beteiligt, deren vierter Band in Vorbereitung ist. Darüber hinaus leitete er als Direktor das HayDat-Büro der Daschnakzutjun zu Jerewan. Er war Autor zahlreicher Artikel zum Völkermord an den Armeniern und der offiziellen internationalen Anerkennung dieses Verbrechens. Im Jahr 2003 erschien sein Buch  Die Armenische Frage und Wege ihrer Lösung. E. Howhannisjan war in den Jahren 1993 bis 1996 Präsident der Stiftung zur Unterstützung der russisch-armenischen Zusammenarbeit und war unter anderem maßgeblich an der Initiative für die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern durch das Unterhaus (Duma) der Russländischen Föderation am 14. April 1995 beteiligt.

E. Howhannisjan besaß die menschliche Größe und politisch-wissenschaftliche Reife, über das Leiden der eigenen Nation hinaus zu denken. Das machte ihn zu einem engagierten Gegner von Völkermord und Genozidleugnung insgesamt. Trotz seines bereits sehr geschwächten Gesundheitszustandes besuchte E. Howhannisjan beispielsweise als Direktor des Instituts für Armenische Fragen am 8. Mai 2004 einen in München vom dortigen Verein der Griechen aus Pontos e.V. veranstalteten Informations- und Gedenkabend für die Opfer des Genozids an den Griechen Kleinasiens.

Sein lebenslanges Engagement und seine unermüdliche Energie auch in widrigsten Lebensumständen sind uns Vorbild und Verpflichtung.

Wir trauern um unser Mitglied, wir werden bei vielen Gelegenheiten seinen Rat und seine Unterstützung vermissen und wir werden ihn mit unserer Menschenrechtsarbeit ehren.

Der Vorstand der Arbeitsgruppe Anerkennung

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