Die in Izmir lebende, aus Batman gebürtige kurdische Autorin türkischer Staatszugehörigkeit hat als Lehrerin und investigative Journalistin gearbeitet. Als Autorin veröffentlichte sie seit dem Jahr 2000 bisher sieben Bücher bei dem menschenrechtlich engagierten Istanbuler „Belge“ („Dokument“)-Verlag, der unter der Leitung des IHD-Mitgründers Ragıp Zarakolu steht. Besondere Beachtung im Zusammenhang mit dem Thema des Genozids an über drei Millionen osmanischer Christen verdient ihr Buch „Kara Kefen: Müslümanlaştırılan Ermeni Kadınların Dramı“ („Das schwarze Leichentuch: Das Drama islamisierter Armenierinnen“; 2. Aufl., 2000). Es enthält biografische Interviews mit Kindern und Enkel_innen armenischer Mädchen und Frauen, die während des Genozids im Ersten Weltkrieg ihren Familien entrissen, zwangsislamisiert und zwangskurdisiert wurden (vgl. auch Rezension von Raffi Kantian auf https://www.aga-online.org/wp-content/uploads/Rezension_Kara_Kefen.pdf).

2013 veröffentlichte G. Tekin einen weiteren Sammelband „Beni Yikamadan Gömün: Kürtler Ermeni soykırımını anlatıyor“ („Begrabe mich ohne Waschung: Kurden erzählen vom Genozid an den Armeniern“) mit 126 Interviews, die sie diesmal überwiegend mit Kindern und Enkeln von Kurden durchgeführt hat. Sie enthalten wichtige Details über die Politik des jungtürkischen Kriegsregimes, eine pan-islamische Tätergemeinschaft herzustellen, in die auch kurdische Imame einbezogen werden sollten. Zugleich liefern die Interviews Beispiele dafür, dass Menschen selbst in Extremsituationen wie Völkermord und Krieg stets die Freiheit besitzen, sich zwischen Moral und Teilnahme an Verbrechen zu entscheiden. In einer Fatwa erklärten regierungskonforme Imame: „Wer sieben Armenier tötet, schließt sieben Höllentore. Wer acht tötet, kommt ins Paradies!“ Trotzdem haben 150 kurdische Imame in einer Gegenfatwa erklärt: „Wer einen Armenier tötet, begeht Völkermord!“ Damit setzten sich diese Geistlichen der eigenen Verfolgung aus.

Menschenrechtlich engagiert, beschäftigen derzeit Frau Tekin mögliche Parallelentwicklungen im Verhältnis der sich ethnonationalistisch definierenden türkischen Republik zur kurdischen Bevölkerung im Vergleich mit der genozidalen Bevölkerungspolitik des jungtürkischen Regimes.

Moderation: Prof. h.c. Dr. Tessa Hofmann

Veranstalter: Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. (AGA) – www.aga-online.org AKEBİ e.V. Irkçılığa, Milliyetçiliğe, Ayrımcılığa Karşı Aktivist Eylem Birliği“ (AktivistInnenvereinigung gegen Rassismus, Nationalismus und Diskriminierung) – http://akebi.de/de/
August Bebel-Institut, http://august-bebel-institut.de/

Veranstaltungstermin: Samstag, 13. Februar 2016, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: August Bebel-Institut, Müllerstr. 163, 13353 Berlin
Verkehrsverbindung: U- und S-Bahnhof Wedding

http://august-bebel-institut.de/erinnerte-geschichte-der-genozid-an-osmanischen-christinnen/